Entwicklung einer modularen IT-Plattform für den ÖGD

Die Corona-Pandemie hat uns allen vor Augen geführt, dass schnelle, richtige und vollständige Meldungen über das Infektionsgeschehen unerlässlich sind. Es hat sich ebenso gezeigt, dass die Digitalisierung die Tätigkeiten im Bereich des Infektionsschutzes im Öffentlichen Gesundheitsdienst beschleunigen und verbessern kann.

Als eine wesentliche Herausforderung hat sich die Vielzahl der unterschiedlichen IT-Systeme sowie deren Abhängigkeiten untereinander dargestellt. Um diese und weitere Herausforderungen zu adressieren, wurde das Konzept einer modularen IT-Plattform für den ÖGD erarbeitet.


Zukunftsplattform ÖGD: Einheitlicher Zugriff auf Kern-Funktionalitäten und weitere Zusatzanwendungen

Ziel der Entwicklung der modularen Zukunftsplattform für den ÖGD ist es, die Fragmentierung von Funktionalitäten auf unterschiedliche Systeme für den ÖGD sowie deren Abhängigkeiten untereinander zu reduzieren.

Dies soll sicherstellen, dass die Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige technische Weiterentwicklung des ÖGD geschaffen und gleichzeitig Betriebsaufwände in den Gesundheitsämtern reduziert werden können. Des Weiteren soll es ermöglicht werden, dass Zusatzanwendungen Dritter zum Beispiel mittels bundeseinheitlich genutzter Schnittstellen angebunden werden können. So kann die Plattform in Ihrer Funktionalität deutlich erweitert werden und ein medienbruchfreier Datenaustausch im ÖGD gelingen.

Wesentliche Eckpunkte der modularen IT-Plattform für den ÖGD

Fokus des Bundes auf den Infektionsschutz

  • Die Entwicklung der Zukunftsplattform für den ÖGD durch den Bund fokussiert sich auf den Infektionsschutz, weil hier mit dem Infektionsschutzgesetz eine bundeseinheitliche gesetzliche Grundlage besteht.
  • Durch die modulare Ausgestaltung können sich jedoch weitere Anwendungen des ÖGD (zum Beispiel mittels standardisierter Schnittstellen) über eine sichere Datenaustauschzone an die Plattform anbinden.

Funktionsumfang Infektionsschutz

  • Hinsichtlich des Infektionsschutzes werden die Funktionalitäten der weit verbreiteten Software SurvNet@RKI vollständig in der neuen zentralen Anwendung für den Infektionsschutz „Elektronisches Melde- und Informationssystem für Gesundheitsämter“ (EMIGA) aufgehen – weitere Funktionalitäten werden hinzukommen.

Webbasierter Zugriff

  • Ziel ist es, durch eine Webanwendung einen möglichst nutzerfreundlichen Zugriff auf die Zukunftsplattform zu gewährleisten. Damit steht auch jederzeit die aktuellste Version der Software zur Verfügung.

Dateninfrastruktur

  • Das „Deutsche elektronische Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz“ (DEMIS) wird in der Zukunftsplattform für den ÖGD unverändert als Infrastruktur und sichere, datenschutzkonforme Basis des Datenaustauschs bezüglich des Infektionsschutzes dienen und ist somit integraler Bestandteil der Plattform.

Architekturansatz

  • Geplant ist eine zeitgemäße „Microservice-Architektur“ mit offenen Schnittstellen (sogenannten APIs). Jeder Microservice ist nur für eine spezifische Funktionalität verantwortlich und kann unabhängig entwickelt, bereitgestellt und skaliert werden.
  • So kann die Software schnell bei Änderungen zum Beispiel von gesetzlichen Vorgaben angepasst werden, ohne dass die Arbeit in anderen Bereichen durch umfangreiche Wartungsarbeiten beeinträchtigt wird.

Dezentrale Datenhaltung

  • Die Datenhaltung findet dem Grunde nach dezentral statt.
  • Ein zentraler Zugriff auf die wesentlichen melderelevanten Daten wird für die berechtigten Akteure des ÖGD gewährleistet.

Entwurf einer interoperablen, standardisierten Plattform

Die Zukunftsplattform für den ÖGD (zuvor als IT-Zielarchitektur benannt) soll eine harmonisierte IT-Landschaft mit einheitlichem Zugriff auf ÖGD-Funktionalitäten bieten. Zudem soll ein einfacher Zugang zu geprüften Zusatzanwendungen für ein digitales Gesundheitsamt 2025 erreicht werden.

Implikationen für das Förderprogramm

Die neue modulare IT-Plattform für den ÖGD fokussiert sich auf den Infektionsschutz und stellt eine Anwendung für die Mitarbeitenden der Gesundheitsämter zur Verfügung. Weitere Zusatzanwendungen, entwickelt durch Dritte, sollen ebenfalls an die Plattform angebunden werden können.

Hierbei ist darauf zu achten, dass grundsätzlich in der Entwicklung von Zusatzanwendungen die Interoperabilitätsanforderungen des Förderleitfadens berücksichtigt werden, sodass eine zukünftige Anbindungsmöglichkeit sichergestellt ist.

Erste Ergebnisse zur Entwicklung und Implementierung

Um die Zukunftsplattform für den ÖGD bestmöglich vorzubereiten, hat das Bundesministerium für Gesundheit ein Vorprojekt eingerichtet. Die ersten Beratungsergebnisse zur Entwicklung und Implementierung der einer modularen IT-Plattform für den ÖGD liegen in einem separaten Dokument zum Download bereit.


Weitere Informationen

Schnittstellendefinition und Standardisierung für den Datenverkehr im ÖGD

Um Software-Anwendungen im ÖGD besser verknüpfen zu können, werden die Anforderungen an gemeinsame Schnittstellen spezifiziert und Standards definiert.

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